INTERVIEW

 

1) Was führt einen Künstler von der Malerei zur Fotografie? Wo liegt die Verbindung?

 

malerei und fotografie sind zwei ausdrucksformen, an denen ich derzeit  parallel arbeite. fotos mache ich vor allem, um sie digital zu bearbeiten, die bearbeitung mit photoshop ist letztlich ein fast malerischer vorgang, also ist der sprung nicht so groß. Fotos als referenz für die malerei habe ich eigentlich von anfang an eingesetzt, abgesehen von der zwölf jahre dauernden minimalistisch abstrakten phase. seit etwa zehn jahren verwende ich mediatisierte fotografien, als ausgangsmaterial für landschafts und körperbilder. meine malerei sehe ich als fotorealismus.

 

2) Wie hat die Fotografie deinen Schaffensprozeß und letztendlich deine Werke verändert?

 

Vor den ersten landschaftsbildern, habe ich grundlegende fragen der bildkunst untersucht. Vor allem ihren dichotomischen aspekt, also einerseits das autonome tafelbild, das für sich steht und zugleich seine „abhängigkeit“ als teil der umgebung bzw. architektur. Die idee, fotografisches bildmaterial in meine arbeit einzubeziehen, oder besser gesagt wieder einzubeziehen, entstand durch die frage: wie weit kann ich gegenständlliche elemente im bild reduzieren ohne dass ich in die reine abstraktion komme. Es ging um das ausloten der malerischen möglichkeiten im spannungsfeld – abstraktion-gegenständlichkeit. interessant finde ich die sichtweise, dass letztlich jedes realistische bild abstrakt wird wenn man nur tief genug ins detail geht, das ist ein wenig so wie unendliche küste……..

 

3) Neigt sich das analoge Zeitalter dem Ende zu? Hat es an Wert verloren? Kritische Künstler-Stimmen nennen es „nicht mehr echt“, wenn digital „nachgeholfen wird“.

 

der begriff digital ist vor allem im zusammenhang mit dem thema der informationsübermittlung zu sehen, aussagen über tatsachen oder wenn man will über phänomene werden im zuge der kommunikation über diese tatsachen binär codiert. das ist derzeit die global gesehen erfogreichste kommunikationsmethode. Prinzipiell muss man -vereinfacht gesehen - zwischen software und hardware unterscheiden, wenn ich mir beispielsweise eine DVD ansehe, ist der film digitalisiert, der bildschirm bleibt allerdings in jedem fall analog. In diesem sinn kann es kein ende des analogen zeitalters geben. echt ist für mich ein dehnbarer wertbegriff, echt im sinne von wertvoll in bezug auf natur oder biologische ernährung kann ich gut nachvollziehen. echt im zusammenhang mit künstlerischen strategien ist da eine andere geschichte. Das würde ja streng genommen bedeuten, dass ein sience fiction film weniger wertvoll wäre als ein dokumentationsfilm……und dazu noch eine gegenfrage: wie echt ist gott als kunst und kulturstiftende instanz? Das ist allerdings nur rethorisch gemeint, diese frage stelle ich nicht aus der position eines agnostikers.

 

4) Warum hast du dich entschlossen selbst zu fotografieren? Es gibt doch bestehendes Material, das mit der eigenen Hand vollendet werden kann.

 

Im verlauf des künstlerischen prozesses habe ich die fotografischen entwürfe immer weniger verfremdet. Und da sich die malerei stetig der entworfenen referenz genähert hat, wurde es notwendig selbst die fotos zu machen, sozusagen die bildnerische strategie auf eine andere ebene zu verschieben.

5) Ist der Weg, aus Fotografien Kunstwerke zu schaffen, eine Einbahnstraße? Oder ist es auch Kunst, ein bereits vollendet gemaltes Bild als Fotografie darzustellen?

 

Möglich ist alles, wenn zum beispiel das gemalte bild im zusammenhang mit dem raum als foto inszeniert wird, könnte das interessant sein, ohne kontext bleibt es für mich reine dokumentationfotografie ohne aussage.

6) Dein Werk, das dir am meisten bedeutet? Und warum? (Darstellung des Werkes)

 

Das bild mit dem ich die intensivste emotion verbinde, ist das portrait meines sohnes benjamin, das ihn als etwa dreijährigen zeigt. Auf dem bild hat er seine augen leicht geschlossen, es scheint, als ob er in sich hineinhören würde, ich finde, dass es mir gelungen ist, die zartheit und verletzlichkeit eines kindes zu zeigen.

 

Danke für das Gespräch.